Samstag, 6. November 2010

Meine neuesten Indienerlebnisse!

Hallooo nach Deutschland!!


Schon fast zwölf Wochen bin ich in Indien! Unglaublich, manchmal wundere ich mich wirklich selbst, wie schnell die Zeit hier vergeht – und das in einem Land, in dem ja die Uhren doch etwas langsamer zu ticken scheinen, als in Deutschland! Dennoch gibt es natürlich wieder viel zu berichten, seit meinem letzten Blogeintrag. Dort habe ich euch berichtet, dass wir noch eine Woche in Goa verbringen werden.

Diese Woche hat eigentlich schon ganz vielversprechend begonnen: bereits am Samstag, den 16. Oktober, haben Sally und ich uns auf den Weg nach Mangalore gemacht. Von Madikeri aus sind wir nach Mangalore, was an der Küste Karnatakas liegt, gefahren. Die Busfahrt war natürlich wieder einmal spektakulär, doch im Vergleich zu den anderen, ist das Wort „holprig“ eigentlich schon fast milde ausgesprochen. Während der Fahrt kam es des Öfteren vor, dass man einen Satz nach oben gemacht hat oder hin und her geschüttelt wurde. In Mangalore haben wir dann eine Nacht verbracht, um uns auch diese Stadt anzusehen. Man kann sie gut mit Bangalore vergleichen - auch hier erkennt man zwischen kaputten, eingefallenen Häusern eine gute Infrastruktur: hohe Häuser, richtige Läden, sogar eine Shoppingmall und viele westlich gekleidete junge Menschen. Größere Städte heben sich deutlich von allen anderen ab, hier lebt man um einiges fortschrittlicher, hier wird studiert, hier wird Geld verdient und versucht, der Globalisierung ein Stückchen näher zu rücken. Dennoch sieht man trotzdem natürlich wie überall in Indien kleine Shops, in denen Bananen, Shampoo, Kaugummis, Süßigkeiten und verschiedenste Dinge verkauft werden… in Indien sind diese Shops fast so häufig verbreitet, wie es Sand am Meer gibt.

Zunächst haben wir uns also in Mangalore ein Hotelzimmer gesucht, was wir dann auch nach längerem Suchen gefunden haben: ein Doppelzimmer für 300 Rupien, das sind umgerechnet 5 Euro!! Natürlich kann man von so einem Zimmer nicht sehr viel erwarten, doch für eine Nacht ist das völlig ok und so lange keine Krabbelviecher über, unter oder auf mir herumkrabbeln, bin ich eigentlich sehr zufrieden! Wie ihr seht, man schraubt hier seine Ansprüche um einiges herunter… Am Abend sind wir dann noch ins Kino gegangen und früh ins Bett, um am nächsten Tag einigermaßen fit zu sein. Am Sonntagmorgen hatten wir erst einmal ein ausgiebiges westliches Frühstück, worauf man sich natürlich nach mehreren Wochen Reisessen auch wirklich freut. Anschließend sind wir mit dem Bus zum Strand gefahren: nach mehreren Minuten laufen durch ein Industriegebiet kamen wir dann an. Mit dem Strand in Goa kann man das natürlich überhaupt nicht vergleichen, trotzdem haben wir es genossen, durch das Wasser zu laufen und die warme Sonne auf unserer Haut zu spüren. Im Vergleich zu Suntikoppa, das ja mitten in den Bergen liegt und wirklich angenehmes Klima hat, ist es an der Küste unerträglich heiß und man muss bei der Sonne wirklich aufpassen. Wo in Goa die Touristen in Badeklamotten am Strand liegen, geht es am Strand in Mangalore natürlich etwas anders zu: die Inder stehen alle am Wasser, nur wenige sitzen, keiner liegt gemütlich auf einem Handtuch, und natürlich sind nur sehr sehr wenige im Wasser und dann auch nur Männer. Vor allem bei den muslimischen Frauen, die vollkommen verschleiert und in schwarz gekleidet sind, fragt man sich, ob diese in ihrer Kleidung bei dem heißen Wetter nicht eingehen. Nach ungefähr zwei Stunden (in denen wir natürlich mal wieder oft „heimlich“ fotografiert wurden – mich würde ja mal interessieren, in wie vielen Wohnzimmern wir schon hängen) haben wird dann beschlossen, diesen etwas ungemütlichen Strand zu verlassen und uns noch einmal in Mangalore ein bisschen umzuschauen. Viel gibt es dort nicht zu sehen und durch die Hitze macht es auch nicht wirklich sehr viel Spaß, sich groß fortzubewegen, also sind wir natürlich mal wieder in der klimatisierten so westlichen Shoppingmall gelandet bis wir dann abends unseren Sleepingbus nach Goa genommen haben.







Am Montag waren wir dann endlich in Goa – nach einer etwas ungemütlichen und wieder einmal holprigen Busfahrt!

Da uns am Sonntag mitgeteilt wurde, dass die Beachweek erst am Dienstag anfängt, hatten wir also den ganzen Tag für uns, bis am nächsten Tag der Rest der Gruppe ankommen sollte. Da es irgendwie nicht aufhören wollte zu regnen, sah dieser erste Tag in Goa dann nicht sehr vielversprechend aus und wir versuchten ein paar Unterschiede zum letzten Mal in Palolem festzustellen: es war zwar immer noch Nebensaison, doch fast überall sah man fleißige indische Bauarbeiter, die kleine Hüttchen am Strand aufbauen, um sich dann für Dezember und Januar (der Hauptsaison in Goa) zu wappnen. Am Dienstagmittag bekamen wir dann einen etwas verzweifelten Anruf von Rependra, dem Koordinator von Greenlion, der ganz alleine am Strand saß und nicht wusste, wo sich die Teilnehmer der Beachweek befanden. Also marschierten Sally und ich zum Strand und lernten den etwas aufgelösten Rependra kennen: er klärte uns ein bisschen auf, was wir diese Woche unternehmen werden und fürs erste waren wir wirklich begeistert von all den vielversprechenden Unternehmungen mit ihm. Mittags ging es dann gleich mit seinem „Programm“ los: wir liefen zu der benachbarten Insel, dort konnte man leicht hinüberschwimmen und was er uns über die schöne Aussicht dort erzählte, klang zunächst einmal vielversprechend. Noch im selben Moment, als wir schwammen, fing es an in Strömen zu regnen, doch eisern und diszipliniert wie unser Koordinator war, wollte er natürlich unbedingt zu der Insel. Über rutschige, kantige und große Steine liefen wir durch einen Bach inmitten von Gestrüpp, Pflanzen und gefühlten tausend Mücken und dazu hatte ich auch noch Kopfschmerzen. Als wir es durch den subtropischen Dschungel geschafft hatten und am Ende der Insel ankamen, verlangte unser lieber Rependra, wir sollten über große, vom Wasser rutschige Steine noch weiter! Und immer wieder die Worte: ihr müsst nur mental dabei sein. Grrr… Irgendwann habe ich dann von ihm verlangt, zurück zu gehen und war stinksauer, was wenn etwas passiert wäre? Schon nach den ersten paar Stunden mit unserem Koordinator hatte man das Gefühl, dass er nicht wirklich sehr weit denkt.

Am nächsten Tag ging es dann mit einem extra gemieteten Auto plus Taxidriver an einen anderen Strand in Goa, uns hat es natürlich total gefreut, dass wir auch mehr von Goa sehen konnten. An diesem Strand war total viel los, es war drückend heiß und so wurde uns angeboten, Parasailing auszuprobieren. Sally und mir war das für die kurze Zeit zu teuer und wie sich im Nachhinein auch herausstellte, hat der Mann die zwei anderen Mädels aus unserer Gruppe ein bisschen um die Nase herumgeführt. Nach den zwei Minuten in der Luft für 500 Rupien pro Person (umgerechnet sind das nicht einmal zehn Euro, doch für indische Verhältnisse ist das sehr teuer) schlenderten wir noch am Strand entlang und wurden von Rependra immer wieder darauf hingewiesen, dass wir doch am Wasser entlanglaufen und das Ganze auch ja genießen sollten! Gut, dass er uns daran erinnert hat, das hätten wir ja glatt vergessen. Anschließend saßen wir in einem schönen Restaurant mit Blick aufs Meer und konnten Spagetti und Lasagne essen. Am frühen Abend fuhren wir dann noch nach Calangute, wo wir noch einen anderen Strand sehen und ein bisschen durch das Städtchen schlendern konnten. Schließlich fuhren wir zurück zum unserem Gästehaus und schon auf der Fahrt habe ich mich nicht sehr wohl gefühlt. Als ich dann abends im Bett lag, habe ich Fieber bekommen und die Nacht nicht sehr gut geschlafen, was sich leider dann leider auch am nächsten Tag nicht sonderlich geändert hat - mein Fieber ging nicht herunter. Während ich schwitzend in diesem ekelhaften Hotelzimmer lag, saß meine liebe Sally ungefähr zwei Stunden mit Rependra auf unserem Balkon und hat mit ihm unser Budget für diese Woche ausgerechnet. Dieser Mann hat es tatsächlich nicht geschafft, für diese zwei Tage, die er mit uns verbracht hat, nachzurechnen, wie viel er ausgeben darf und wann es zu viel wird. Sally hat ihm also alles ausgerechnet und geduldig erklärt, dass er sich doch nächstes Mal alles etwas strukturierter aufschreiben soll, damit ihm solche Fehler nicht mehr unterlaufen. Am Abend ging es mir leider immer noch nicht besser und so mussten wir wohl oder übel in ein indisches Krankenhaus fahren. Rependra hatte uns glücklicherweise verlassen, um wieder zurück nach Bangalore zu fahren und seinen „Geschäften“ nachzugehen, wie auch immer er das in diesem verwirrten Zustand schafft: er konnte sich nach zwei Tagen noch nicht unsere Namen merken (und Sally und Lisa sind wohl keine schwierigen Namen!! ) und meinte auch, dass er manchmal seinen eigenen vergisst; außerdem hat er erzählt, dass er manchmal krank werde, wenn er etwas zu lange vor dem Kühlschrank stehe. Ihr seht also, dieser Mann war etwas merkwürdig. Mittlerweile schmunzeln wir sehr darüber und man sieht, man trifft in Indien unglaublich tolle Menschen wie Pervez in Mumbai, aber auch durchaus seltsame Menschen wie Rependra, der irgendwie von einer anderen Welt zu kommen scheint. Was das indische Krankenhaus betrifft, kann ich euch beruhigen, es war sehr sauber und der Arzt, der auch ziemlich gutes Englisch gesprochen hat, war sehr kompetent. Am nächsten Tag wurde mir also verordnet noch einmal zu kommen und so wurde festgestellt, dass ich eine Blasenentzündung habe und Antibiotika nehmen soll. Alles halb so schlimm also!






Am Sonntag ging es dann ENDLICH zurück nach Suntikoppa: in unserem geliebten Sleepingbus kamen wir dann um sieben Uhr morgens in Mangalore an und fuhren gleich weiter nach Madikeri. Nach ungefähr 15 Stunden Hoppeln und Ruckeln in irgendwelchen Bussen kamen wir dann in unserem schönen Suntikoppa an. Leider hat sich unsere gewünschte „Erholungswoche“ in Goa nicht als solche herausgestellt, doch schon während der Fahrt haben Sally und ich festgestellt, dass auch so etwas dazugehört und man im Nachhinein nur darüber schmunzelt… und indische Krankenhäuser nicht so schlimm sind, wie man denkt.
Außerdem lassen Sally und ich uns den Spaß nicht nehmen!


Mittlerweile sind wir seit eineinhalb Wochen wieder im Projekt und fühlen uns sehr wohl. Wenn man herumreist, in ekligen Zimmern schläft, Essen isst, von dem man Durchfall bekommt und auf merkwürdige Menschen trifft, merkt man doch, wie schön es eigentlich in unserem Projekt ist. Das Wetter ist total angenehm, die Sonne scheint, es regnet natürlich ab und zu, aber trotzdem ist es hier nicht so schwül wie in Goa beispielsweise. Außerdem macht die Arbeit mit den Kindern nachwievor sehr viel Spaß und man freut sich umso mehr, wenn man mit einigen Kindern schon kleine Fortschritte macht!

In ungefähr einer Woche ist schon Halbzeit von meinem Auslandsaufenthalt und ich wundere mich jeden Tag mehr und mehr, wie schnell es doch vergeht. In drei Wochen werden Sally und ich unser Projekt noch einmal für zwei Wochen verlassen, um zunächst nach Hampi zu fahren, dort werden wir alte Ruinen, die zum UNESCO Weltkulturerbe gehören, ansehen. Anschließend geht es dann nach Varanasi, dort möchten wir den berühmten Ganges mit seinen vielen Besuchern und Bräuchen anschauen und schließlich fahren wir weiter nach Kalkutta! Von dort aus geht es dann zurück nach Chennai und Bangalore. Schaut ihr auf einer Indienkarte, seht ihr, dass wir mal wieder sehr lange Strecken zurücklegt, die natürlich auch ihre Zeit brauchen: mehrere 24 Stunden Fahrten. Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt, denn vieles braucht hier eben mehr Zeit, als in Deutschland… Geduld ist hier also wichtig, schon wenn man zum Einkaufen geht und der Angestellte alles von Hand auf einen Zettel schreibt und dies dann mit dem Taschenrechner ausrechnet!

Viele liebe und sonnige Grüße aus dem schönen Suntikoppa sendet euch

Eure Lisa!!

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